Aufgrund meiner Selbständigkeit hab ich die letzten 2 Jahre sehr viel gearbeitet und ich hab natürlich versucht, meine Arbeit über die Sozialen Netzwerke so gut wie möglich zu vermarkten. Sobald ich dann aber mal ein paar ruhige Stunden hatte, kam in mir das Gefühl hoch unnütz zu sein. Mein Handy war mein ständiger Begleiter. Ich hab gefühlte hundertmal am Tag mein FB und Instagram gecheckt, wie viel likes bekomme ich für meine Fotos/Videos, wer liked sie, wie viele neue Followers habe ich, warum kommen nicht mehr dazu, was hab ich falsch gemacht und und und… einfach krank wenn man so darüber nachdenkt!! Und diese Gedanken haben mich in dieser Zeit regelrecht aufgefressen, ich war mental ausgelaugt. Bekam ich viele likes auf ein Foto, stieg meine Laune, hatte ich ein Video hochgeladen, in dem ich eine neue Übung erklärte und ich bekam wenig likes, ging meine Laune sofort in den Keller. Ich war richtig angefressen wieso man meine Arbeit, die Zeit, die ich in dieses Video investiert hatte, nicht mit einem „Gefällt mir“ wertschätzen konnte. So verrückt es für manche klingen mag, werden sich doch einige in meinem Text wiederfinden und mich verstehen.
Im Internet bin ich dann auf einen Beitrag der Huffington Post gestoßen – „Wie du dein Leben ruinierst ohne es zu merken“! Es geht darum, dass man sich nicht mit anderen vergleicht und dass man am Ende des Tages glücklich darüber ist, dass man lebt! Diese Zeilen waren für mich wie eine Notbremse. Der Text hat mich so ergriffen, dass ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Ich lag allein auf meinem Bett, in meinem abgedunkelten Zimmer und realisierte, wie ich mich die letzten Wochen und Monate mental kaputt gemacht hatte. Es hat einige Minuten gedauert bis ich mich wieder gefangen hatte und ich das gelesene verarbeiten konnte. Ich bin regelrecht aufgewacht!
Es ist doch irgendwie eine Ironie, dass mich Social Media „krank“ gemacht hat aber ich online auf einen Artikel gestoßen bin, der mir quasi die Augen geöffnet hat ^^. Das zeigt mir nur wieder, dass wie bei allem im Leben, die Menge das Gift macht. Ein bisschen Alkohol ist nicht schädlich, zu viel davon schon. Und genauso verhält es sich mit den Sozialen Netzwerken.
Wir wissen heute, dass wenn wir likes auf ein Foto bekommen, unser Körper Dopamin (das sogenannte Glückshormon) ausschüttet – es fühlt sich gut an. Dieses Hormon wird auch ausgeschüttet, wenn wir Alkohol trinken, uns am Glücksspiel versuchen oder Rauchen – mit anderen Worten, es macht uns süchtig! Und davon sind nicht nur Jugendliche betroffen, auch immer mehr Erwachsene werden süchtig danach!
Vor ein paar Wochen hab ich mich zwischen meinen Terminen auf eine Bank vor einem Spielplatz gesetzt um noch eine Kleinigkeit zu essen. Währenddessen ist mir ein kleines Mädchen (ca. 6 Jahre alt) am Spielplatz aufgefallen. Die Kleine hatte immer recht laut „Papa spiel mit mir“ gerufen und so ist mein Blick bei ihr hängen geblieben. Ihr Vater ist doch allen Ernstes irgendwo im Eck gesessen und hat die ganze Zeit am Handy herumgespielt und seiner Tochter nur ab und zu einen kurzen Blick zugeworfen und gesagt „super machst du das“! Ich hab das Ganze dann für ca. 10 min beobachtet und das Einzige was er gemacht hat war, dass er kurz zur Schaukel hingegangen ist, die kleine angeschubst hat bis sie genug Schwung hatte und er sich dann wieder hingesetzt hat um weiter ins Handy zu starren. Aaaaaahhhh am liebsten hätte ich ihm gesagt was für ein schlechter Vater er doch ist und dass er gefälligst mit seinem Kind spielen soll!!! Es regt mich jetzt noch auf, wenn ich daran denke – so ein Trottel!! Er weiß ja gar nicht welchen Schaden er damit bei der Kleinen anrichtet. Nicht nur dass sie wahrscheinlich den Spaß an der Bewegung verliert, sie wird vermutlich auch anfangen mehr Zeit mit dem Handy zu verbringen. Und was macht sie, wenn sie später mal Probleme hat, wird sie zu ihrem Vater gehen, der ihr keine Aufmerksamkeit schenkt oder wird sie sich auf den Sozialen Netzwerken Hilfe erhoffen?! Ich weiß das mag vielleicht etwas weit hergeholt klingen, aber das kann ich mir durchaus vorstellen. Und ich finde es ehrlich gesagt traurig wie sich das Ganze entwickelt!
Ein weiteres Thema ist die Fitnessbranche. Tagtäglich werden wir auf Facebook, Instagram und YouTube mit allen möglichen Postings zum Thema Fitness bombardiert. Fitness Boys und Girls, die sich halbnackt präsentieren und uns motivieren wollen auch so „sexy“ auszusehen. Als wäre das das EINZIGE das im Leben zählt. Bitte versteht mich nicht falsch, ich finde es gut wenn jemand die Sozialen Netzwerke nutzt um Leute zu inspirieren und zu motivieren, das ist auch mein Ziel, aber warum muss ich mich dazu immer ausziehen und warum geht es immer nur ums Äußere? Was nützt einem die Optik wenn der Charakter scheisse ist?! …Sorry für diese Aussage aber es regt mich grad wieder auf ^^…
Immer häufiger bekomme ich mit, dass sich junge Leute (zw. 14 und 30 Jahren) nicht fit genug, nicht sexy genug, ja manchmal sogar nicht mal mehr gut genug für die heutige Gesellschaft fühlen. Sie erleiden Depressionen, meiden die richtigen Sozialen Kontakte wie Freunde und Familie, sperren sich zu Hause ein und haben Gedanken, die ich nicht mal aussprechen will! Ich bin schon seit vielen Jahren im Fitness Bereich tätig und hab auch schon einige Trends miterlebt. Doch der seit 2-3 Jahren rasant ansteigende Trend seinen Körper halbnackt auf den Sozialen Netzwerken zu präsentieren schafft etwas, dass bisher noch kein Fitnesstrend geschafft hat… er macht uns mental krank!
Aber was können wir dagegen machen? Wie gesagt macht die Menge das Gift… ich für meinen Teil werde weniger Zeit mit Social Media vergeuden. Ich werde es beruflich nutzen aber nicht jede Stunde meines Lebens online teilen. Unsere Familien und Freunde sollten uns doch wichtiger sein als ein paar likes in der online Welt! Wir können uns also nur emotional davon lösen und dürfen uns nicht davon definieren lassen.
Denn, die Zahl unserer Follower steigert oder schmälert unseren Wert als Mensch in keinster Weise!
Mit diesem Beitrag möchte ich auf ein Problem aufmerksam machen, dass es schon länger gibt aber noch totgeschwiegen wird. Ich hoffe, dass diese Zeilen diejenigen erreichen, die in einer ähnlichen Situation sind wie ich es war und es ihnen vielleicht dabei hilft, sich so zu akzeptieren wie sie sind und sich wieder selbst zu lieben!